Rodeln-Fußball-Rodeln / Rückentraining / ein Kommentar gegen Rechts

Fitnessstudio // Am Sonntag habe ich selbst mal wieder Sport gemacht. Ich mag das ganz früh morgens, wenn nur wenige Mitstreiter:innen an den Geräten hecheln und schwitzen. Dann bin ich in meinem Element. Stepper, Laufband, Übungen auf der Matte am Boden – nach 60 Minuten ist das Programm absolviert und zuhause wartet der gedeckte Frühstückstisch. Das ist genial, der lieben Familie sei Dank.

Rodeln + Fußball // An den letzten drei Wochenenden habe ich anderen beim Sporteln zugeschaut. Auf Hochleistungsniveau. Ich war in Oberhof – im schönen Thüringer Wald – beim Rennrodel-Weltcup. Dann beim Fußball. Das Bundesliga-Spiel Bayer Leverkusen – Borussia Dortmund bot wirklich alles, was das Fußballerherz begehrt: 9 Tore, zwei davon wurden wieder aberkannt, Video-Schiedsrichter-Entscheidungen und zwei Pfosten-Schüsse. Wahnsinn! Eigentlich schneide ich den Beitrag mit dem Reporter und Cutter gerne auf Ballhöhe, also zeitnah zu den Szenen, die sich auf dem Platz abspielen. Nach der Vertonung überspielen wir die fertige Reportage nach Mainz. Das Abendpiel ist immer Aufmacher im ZDF-Sportstudio und bevor der Beitrag nicht in Mainz angekommen ist, können die Kolleg:innen nicht mit der Sendung beginnen.

Beim Spiel Bayer – BVB kamen wir im Schnitt kaum hinterher, so viel passierte innerhalb der 90 + 5 Minuten auf dem Platz. Irre! Da macht Fußball so richtig Spaß.

Sotschi // Dann kehrte ich schließlich für die Rodel-Weltmeisterschaft nach Sotschi zurück. Bei den Paralympics 2014 war ich bereits da. Damals am Schwarzen Meer in Adler. Ein Ort, der ca. 32 Bahnminuten von Sotschi entfernt liegt. Dort entstand für die Olympischen Spiele ein Gelände mit Sporthallen, Hotels und Olympischem Dorf. Das Internationale Medienzentrum (IBC) befand sich dort und wurde für die Paralympics, die immer kurz nach den Olympischen Spielen in der Olympiastadt ausgetragen werden, genutzt. Die Paralympics 2014 waren eine tolle Erfahrung für mich. Die Athletinnen und Athleten bringen alle ihre ganz eigene Geschichte mit. Oft geprägt von harten Schicksalsschlägen, an denen sie gewachsen sind. Ja, so muss man es sagen. Der Sport als Herausforderung, dem Leben (wieder) einen Sinn zu geben, hat viele nachhaltig geprägt. Ich hatte die Gelegenheit, einige Athlet:innen persönlich kennenzulernen, und führte spannende Gespräche, an die ich mich bis heute erinnere.

Russland // Jetzt also wieder Russland, für die Rodel-WM 2020. Krasnaja Poljana liegt bei Sotschi in der Region Krasnodar, hoch oben im Kaukasus. Als erster internationaler Verband richtete der internationale Rodelverband FIL eine WM in Russland aus, obwohl Russland von der WADA Ende des letzten Jahres für die Ausrichtung von internationalen Wettkämpfen gesperrt wurde. Ich führte ein Interview mit dem FIL-Excecutiv-Direktor, Christoph Schweiger, warum die WM trotz Bann in Russland stattfinden konnte. Die Erklärung: Russland legte gegen das WADA-Urteil innerhalb der festgesetzten Frist Widerspruch ein. Somit handele es sich um ein schwebendes Verfahren und die FIL habe keinerlei Handhabe, dem russischen Verband die Austragung der WM zu entziehen. Auch ein Ersatztermin sei nicht in Frage gekommen. Der Rodel-Kalender ist eng getaktet.

Es wurde also um Medaillen gerodelt im Sliding Center Sanki in Krasnaja Poljana. Mein persönlicher Lieblingswettbewerb war dabei die Teamstaffel am letzten Wettkampftag. Mit dem besseren Ausgang für das deutsche Team, nachdem Jekaterina Katnikowa für Russland das Touchpad verfehlte. Deutschland gewann. Russland wurde disqualifiziert. Die Teamstaffel ist sauspannend. Es geht um Schnelligkeit und am Ende dann auch um die Geschicklichkeit, das Touchpad zu treffen.Das macht echt Spaß.

Felix Loch nach seinem 1. Lauf bei der WM in Sotschi am ZDF-Mikro.

Ich hatte in Sotschi erstmals die Gelegenheit, in der Mixed-Zone Interviews zu führen. Das hat mir gut gefallen, auch wenn ein ohrenbetäubender Lärm im Zielbereich herrschte. Eine Kapelle machte bei allen Wettbewerben Stimmung – schön fürs Publikum, schwer für die Interviewer und Athlet:innen. Aber am Ende verstanden sich dann doch alle. Die Russen können feiern. Keine Frage.

Johannes Ludwig nach seinem 1. Lauf, bei dem er wie einige andere Fahrer Bahnrekord ablieferte. Am Ende wurde er 4.

Kommentar // Ich höre schon lange nicht mehr weg, wenn in meiner Gegenwart rassistische, sexistische, homophobe oder diskriminierende Meinungen geäußert werden. Ich sage etwas dazu. Ich reagiere inzwischen sehr empfindlich. Nach den ekelhaften Bluttaten von Hanau in dieser Woche ist mir einmal mehr deulich geworden, dass wir nicht WEGHÖREN dürfen, dass wir uns äußern MÜSSEN, Stellung beziehen, gegen Fremdenhass und Menschenfeindlichkeiten in jede Richtung. Das erfordert Mut und Courage. Aber es geht nicht mehr anders, schon lange nicht mehr. Ich empfehle hier auch den Kommentar von Dunja Hayali zur rassistischen, menschenfeindlichen Tat in Hanau, der mir aus der Seele spricht.