Das neue Jahr, die Suche, liebe Menschen und das Gin-Glöckchen

2021 // Allen Leserinnen und Lesern wünsche ich ein glückliches, gesundes und fröhliches neues Jahr 2021 – und uns allen ein absehbares Ende der C-Pandemie. Das wäre doch was!

Kater Pepper // Ich hätte es selbst nicht für möglich gehalten, dass eine Gin-Glocke einmal eine wichtige Rolle in meinem Leben spielen würde. Doch so war es. Am Neujahrstag – am 1.1.2021. Und sie sollte mich nicht an einen Alkohol-Rausch erinnern oder aus einem solchen erwecken, sondern das wichtigste Hilfsmittel beim Auffinden unseres Katers Pepper werden.

Aber der Reihe nach.

Zwei Tage vor dem Heiligen Abend machte sich der kleine Streuner auf seine routinemäßige Abendrunde. Um ca. 19:00 Uhr verließ er das Haus und kam nicht mehr zurück. Zunächst nichts außergewöhnliches. Die Vierpföter waren schon des öfteren über Nacht draußen, seitdem sie Freigänger sind. Aber auch am Tag danach und am Heiligen Abend kein Maunzen vor der Terrassentür.

Nach einem gemütlichen Weihnachtsfest unterm Christbaum stand der Familie nicht der Sinn. Zu sehr fehlte unsere Fellnase, die wir gemeinsam mit Schwesterchen Calli im August aus dem Bayerischen Wald ins Ruhrgebiet geholt hatten. Weihnachten war also nicht so fröhlich wie sonst und auch die Feiertage fühlten sich zäh und fade an. Kätzchen Calli bekam zwar mehr Streicheleinheiten, ist aber eher ein schüchternes Kätzchen. Ganz im Gegenteil zum Schmuser Pepper. Unsere Gedanken waren immer wieder beim Kater.

Am Tag nach Weihnachten starteten wir dann eine großangelegte Suchaktion. Entweder war Pepper unter die Räder gekommen, oder in einer Garage oder einem Gartenhaus eingesperrt und saß in der Falle.

Wir sprachen mit den Nachbar*innen, hängten Suchmeldungen auf, zogen durchs Viertel und riefen nach dem Kater. Nichts!

Der entscheidende Hinweis kam dann über eine Facebook-Hundegruppe (!), in die unsere liebe Nachbarin versehentlich die Vermisstenanzeige setzte. Eine junge Frau, die jenseits der großen Bundesstraße wohnt, meldete sich sofort und schilderte, dass der zutrauliche Kater ihr und ihrer Freundin ca. vier Kilometer in den nächsten Stadtteil gefolgt sei. Lustige Bilder und Videos habe man mit ihm gemacht und sich gewundert, wie zutraulich das kleine Kerlchen sei. Dann wurde es ihm wohl zu bunt. Auf dem Schulhof einer Grundschule lief er nicht weiter und blieb zurück.

Dort verlor sich seine Spur. Wir erweiterten den Suchradius, hängten Plakate rund um die Schule und dem benachbarten Wohnviertel auf. Sprachen mit Anwohnern und Passanten. Hatten nette Begegnungen und Gespräche, man versprach zigfach, die Augen aufzuhalten. Soviel Wärme tat gut. Mittlerweile hatte sich die Community der Gruppe „Vermisste Katzen Dortmund“ der Suche per Social Media angeschlossen. Viele aufmunternde Worte und Tipps erreichten uns.

Unsere Tiere sind gechippt und bei Tasso registriert. Die Organisation schickte weitere Plakate, um die Suche zu unterstützen. Also zogen wir am vorletzten Tag des Jahres noch einmal durch sämtliche Kleingärten im entfernten Stadtteil, in dem sich die Spur des vierbeinigen Abenteurers verlor.

Niemals die Hoffnung aufgeben, so konnte ich auch unsere Tochter motivieren, am Ball zu bleiben…

Der entscheidende Hinweis kam am Neujahrstag: Gegen Mittag rief eine Frau an, sie habe den Kater am Silvesterabend in der Kleingartenanlage nahe der Schule gesehen. Bis nach Hause sei das Katerchen nachgelaufen und hatte sich maunzend vor die Fensterscheibe gesetzt. Erst als um Mitternacht die ersten Feuerwerkskörper krachten, nahm das Tier Reißaus.

Sie schickte ein Foto, hatte den Kater und ihre Tochter fotografiert: Kein Zweifel, das war unser Pepper, da auf dem Foto.

In der Dämmerung zogen wir los, bewaffnet mit der Gin-Glocke, die mein Mann zum runden Geburtstag samt Spirituose geschenkt bekam und die ich immer läute, denn die Stubentiger gefüttert werden. Menschenleer war es rund um die Schule und den angrenzend Grünstreifen. Wir bildeten zu dritt eine Menschenkette, zogen los, läuteten die Glocke und riefen seinen Namen….

Und plötzlich, wie aus dem NICHTS – kam der Kater auf uns zugeschossen. Er hatte das Glöckchen gehört… SEIN Futterglöckchen!

Freudentränen flossen und die Erleichterung war auf beiden Seiten riesengroß. Behutsam nahmen wir Pepper auf und brachten ihn nach Hause. Der kleune Streuner war völlig ausgehungert … kein Wunder nach zehn Tagen in der Wildnis…

Ein perfekter Start ins neue Jahr. Jetzt wird es richtig gut. Und wir Zweibeiner gönnten uns erstmal einen doppelten Gin auf das erfolgreiche Ende der Suchaktion!